Gruppenklärwerke Rastatt und Gaggenau

Erweiterung um die vierte Reinigungsstufe

Die Gelände der beiden Klärwerke Rastatt und Gaggenau gleichen derzeit einer Großbaustelle. Grund hierfür ist der Beschluss des Abwasserverbandes Murg, die beiden Klärwerke um eine vierte Reinigungsstufe zu erweitern. Dieser Tage informierten sich Oberbürgermeisterin Monika Müller (Rastatt), Oberbürgermeister Michael Pfeiffer (Gaggenau) sowie die Bürgermeister Karsten Mußler (Kuppenheim), Robert Wein (Bischweier) und Toni Hoffahrt (Steinmauern) zusammen mit Vertretern der Stadtwerke Baden-Baden, den Gemeinden Ötigheim und Muggensturm und Ingenieuren über den aktuellen Stand.

Thomas Buchta, technischer Leiter des Abwasserverbandes erläuterte dabei den Baufortschritt auf den beiden Baustellen. In Rastatt wurde mit den Vorbereitungen bereits im vergangenen Jahr begonnen, in Gaggenau in diesem Jahr. Mitte 2026 soll die vierte Reinigungsstufe auf beiden Anlagen in Betrieb gehen. Dann wird das Abwasser noch intensiver gereinigt in die Murg abgeleitet werden. Bisher wird das ankommende Schmutzwasser in drei Reinigungsstufen gesäubert: In der mechanischen Stufe werden grobe Verunreinigungen beseitigt, in der biologischen Stufe werden mithilfe von Bakterien Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen abgebaut und in der chemischen Stufe wird durch Zugabe von Metallsalzen das Phosphat herausgenommen. Bereits nach diesen drei Reinigungsstufen ähnelt das geklärte Abwasser nach dieser Prozedur rein optisch gesammeltem Regenwasser: Es enthalte aber noch viele Stoffe, die im Fluss schädliche Auswirkungen haben können, verwies Buchta darauf, dass Rückstände aus Medikamenten, Röntgenkontrastmitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln zum Teil im Fluss lebende Mikroorganismen schädigen können oder auch zu ungewollten Veränderungen im Gewässer führen können.

Mit der neuen vierten Reinigungsstufe wird ein Großteil dieser Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernt. Auch wenn die "Spurenstoffelimination" nach nicht nach EU-Recht gesetzlich verpflichtet ist, haben sich die Mitgliedsgemeinden des Abwasserverbandes Murg jedoch bereits jetzt für den Ausbau der neuen Reinigungsstufe entschieden, um möglichst bald "saubereres Abwasser" ableiten zu können. In Rastatt investiert der Abwasserverband 18 Millionen Euro, in Gaggenau weitere 8,6 Millionen Euro für die Erweiterung. Etwa 20 Prozent der Kosten werden vom Land Baden-Württemberg übernommen. In Rastatt wird ein kombiniertes Bauwerk aus Absetzbecken, Reaktionsbecken, Tuchfiltereinheiten und ein Technikgebäude errichtet. In Gaggenau werden unter anderem ebenfalls ein Technikgebäude, ein Hochwasserpumpwerk sowie Tuchfiltereinheiten erstellt. Die Umbau- und zukünftigen Betriebskosten werden zu einer Erhöhung der Abwassergebühren führen.

 
Wie funktioniert die Reinigung in der vierten Reinigungsstufe?
In der vierten Reinigungsstufe wird Pulveraktivkohle dazu gegeben. Diese bewirkt, dass sich Restverschmutzungen und Spurenstoffe an der großen Oberfläche der Kohle festsetzen. Eine Kreislaufführung des Wassers sorgt dafür, dass die Aktivkohle optimal beladen wird. Danach setzt sich durch die Zugabe von Chemikalien das Wasser von der Kohle ab und wird in einer anschließenden Tuchfiltration abgetrennt. Das künftig noch intensiver gereinigte Abwasser wird in die Murg eingeleitet, die mit Spurenstoffen beladene Kohle wird zusammen mit dem zurückbleibenden Klärschlamm verbrannt.

Die Vertreter der Städte und Gemeinden, sowie die Ingenieure aufgereiht vor dem Klärwerk
Die Vertreter der Städte und Gemeinden informierten sich mit den Ingenieuren über die Baustellen zur vierten Reinigungsstufe.Foto: Thomas Buchta/Abwasserverband Murg
(Erstellt am 11. April 2024)