775 Jahre Geschichte vom Weiler des Bischofs zu einer modernen Gemeinde
Die ersten urkundlichen Nachweise gehen zurück in das Jahr 1243.
Damals hieß der Ort „Bischoffweyer“ und war wohl ein Weiler des Bischofs von Speyer, zu dessen Besitz das gesamte Gebiet um das Hofgut Rotenfels gehörte.
Zu dieser Zeit soll auch die St. Annen-Kapelle gebaut worden sein. Vermutlich mittels Kirchenvogtei kam die Siedlung unter die Herrschaft des Grafen von Eberstein.
In späteren urkundlichen Erwähnungen wird von einem Ort namens „Bischoviswilre“ gesprochen, der durch Landesteilung im Jahre 1288 in den Besitz der Markgrafen von Baden überging.
Ein erstes eigenes Gemeindewappen wurde ab dem Jahre 1609. Der früheste Beleg für ein Ortszeichen geht auf ein Wappenschild zurück, das am Rathaus angebracht war.
Später gehörte der Ort zum Amtsbezirk Kuppenheim und damit zum Oberamt Rastatt.
Kirchlich war Bischweier jedoch weiterhin ein Filialort von Rotenfels.
Zum Schulunterricht mussten die Kinder in das Pfarrdorf Rotenfels, denn erst Ende der 1780er-Jahre wurde ein Schulhaus in Bischweier gebaut.
ST. ANNEN-KAPPELLE, DORFHAUS,
775-JAHR-FEIER
Die Einwohnerzahlen stiegen im Laufe des 18. Jahrhunderts und in Bischweier konnte man durchaus von Wohlstand sprechen.
Es gab eine mit Pferdekraft betriebene Ölmühle, einen stattlichen Viehbestand, die Murgfischerei lebte auf und neben landüblichen Früchten wurden Reben, ja sogar Tabak angebaut.
Die Hebiese brachen Steine für die Festung in Rastatt
Die Freiheitskämpfe von 1848 bis 1849 erfassten auch Bischweier. Bereits 1843 beantragte der damalige Direktor des Festungsbauwerks Rastatt beim Großherzoglichen Kriegsministerium in Karlsruhe die Genehmigung zum Bau einer „Festungseisenbahn“ für den Steintransport vom Eichelberg nach Rastatt. Die Hebeisen wurden in den zwei Schmieden in Bischweier geschärft und dann von den Schmieden in den Streinbruch am Eichelberg gebracht. Die Arbeiter sagten dann "die Hebiese kommen". Deshalb bezeichnet man die Bischweierer noch heute als „Hebiese“.
In Bischweier selbst begann im Jahre 1899 eine Ziegelei im Gewann Winkelberg mit der Produktion von Backsteinen. Das hierfür notwendige Material, den Lehm, fand man in einem großen Vorbergstollen. Im zweiten Weltkrieg musste die Firma stillgelegt werden. Im Jahre 1967 kaufte die Gemeinde Bischweier das gesamte Gelände im Gewann Winkelfeld, wo ab 1969 Bauplätze für Wohnbebauung geschaffen wurden und nur noch Straßennamen wie Steinhauerstraße, Merkurstraße, Kirschenallee oder An der Ziegelei an das einstige Industrieunternehmen erinnern.
Förderung und Erhalt der Streuobstwiesen
Die Landwirtschaft jedoch wurde immer noch groß geschrieben, denn die Menschen lebten nicht in Reichtum, ernährten sich überwiegend mit heimischen Produkten und bauten zahlreiche Gemüse- und Obstsorten selbst an. Zur Förderung des Obstbaus wurde der Obstbauverein gegründet und der Kirschenanbau forciert. Im Jahre 1928 beantragte das Bürgermeisteramt der Gemeinde Bischweier die Genehmigung zur Abhaltung eines Obstmarktes. So wurde im Jahre 1939 eine Markthalle in Bischweier errichtet, in der bereits im Jahre 1950 Obst für rund 200.000 DM angeliefert wurde. Im Jahre 1981 wurde eine neue Obsterfassungsstelle erbaut und die Markthalle wurde nach deren Umbau nur noch als Festhalle genutzt. Die Zeit des Obstanbaus hat sich geändert. Heute wird er nur noch als Nebenerwerb betrieben. Auch die ehemalige Obsterfassungshalle gibt es nicht mehr. Sie wurde zu einem Dorfzentrum im Herzen des alten Ortskerns umgebaut.
Kindergarten und Grundschule
Im Jahre 1972 wurde der neue Kindergarten in Bischweier eingeweiht, fünf Jahre später gesellte sich ein Schulhausneubau hinzu. Im Jahr 2018 konnten die Kinder nach zwei Jahren Sanierungszeit in ihr neues Kinderhaus „Regenbogen“ einziehen. Mit Kosten in Höhe von rund 3,1 Millionen Euro stellte dies für die Gemeinde Bischweier die größte Investition der vergangenen 30 Jahre dar. Nun steht die Sanierung des Schulgebäudes auf der Agenda. Im Jahr 2018 erhielt die Grundschule Bischweier die Zertifizierung zur Naturpark-Schule. Die Dorfgemeinschaft feierte ihren 775. Geburtstag. Der frühere Bischof von Speyer dürfte sich noch Jahrhunderte nach seinem Ableben darüber freuen, wie viele Menschen 2018 zum Geburtstag seiner damals in seinem Besitz befindlichen Länderei „Bischoviswilre“ gekommen sind. Das ganze Jahr über beging Bischweier mit verschiedenen Veranstaltungen sein Jubiläum.