30 Jahre Kommunalpolitik für Bischweier
Interview mit Andrea Balduin-Schober und Michael Jüngling
Was motivierte Sie vor 30 Jahren, für den Gemeinderat zu kandidieren?
Andrea Balduin-Schober: Wir sind 1986 nach Bischweier gezogen. Bis dahin war ich politisch nicht aktiv. Meine beiden älteren Söhne kamen 1989 und 1992 in den Kindergarten und ich war im Elternbeirat. Der langjährige SPD-Gemeinderat Horst-Josef Schulte fragte mich, ob ich kandidieren wollte. Damals war es eine Ehre, gefragt zu werden.
Michael Jüngling: Der ehemalige Bürgermeister Josef Schiel fragte mich, ob ich im Jahre 1994 auf der Liste der CDU für den Gemeinderat kandidieren würde. Die gleiche Frage kam von Willi Adam nach einem Gottesdienst. Ich dachte, als Neuling habe ich eh keine Chance, gewählt zu werden. Aber ich erzielte gleich das drittbeste Stimmenergebnis.
Wie wurden Sie als junge Neulinge im Gremium aufgenommen?
Andrea Balduin-Schober: Ich bin gut aufgenommen worden, obwohl ich damals neben Toni Westermann von der CDU die einzige Frau im Gemeinderat war. Gemeinderäte wie Herbert Rost und Seppel Schulte haben mir wertvolle Hinweise gegeben, und Erich Fröhlich hat mich gelegentlich, wie man so schön sagt, "an die Hand genommen", wenn es um dorfinterne Befindlichkeiten und Verflechtungen ging, die ich als Zugezogene nicht kannte. Es war eine Herausforderung, aber angenehm war, dass die Themen fraktionsübergreifend diskutiert wurden. Es war immer eine gelebte Basisdemokratie, man konnte Ideen einbringen und wurde gehört. Sehr gerne erinnere ich mich auch an die sehr faire und vorbildliche Diskussionskultur, wie sie Norbert Westermann pflegte.
Michael Jüngling: Ich bin gut aufgenommen worden, vor allem Norbert Westermann und Herbert Rost waren Vorbilder für mich. Es war damals interessant und gerade anders als heute, denn es waren sieben Sozialdemokraten und fünf Christdemokraten am Ratstisch, im Laufe der Jahre hat sich das geändert. Aber das menschliche Miteinander ist geblieben, man hat nie parteilich abgestimmt, es stand immer das Allgemeinwohl im Vordergrund.
Was waren für Sie die größten Herausforderungen?
Andrea Balduin-Schober: Das war das Thema Spanplattenwerk Gruber + Weber mit dem öffentlich-rechtlichen Vertrag. Die Sitzungen haben bis spät in die Nacht gedauert. Für mich war es ein fremdes Thema, mit dem man sich anfreunden und in das man sich einarbeiten musste. Es gab aber viele weitere interessante und komplexe Themen, da öffnet sich ein Horizont. Eine besondere Herausforderung, aus meiner Sicht, war auch die Ansiedlung des ICC.
Michael Jüngling: Es waren am Anfang turbulente Zeiten mit dem Thema Spanplattenwerk, das wir oftmals mit Herzblut diskutiert haben. Ich war der einzige CDU-Gemeinderat, der dem Spanplattenwerk kritisch gegenüberstand, wofür ich mehr als einmal heftig kritisiert wurde, aber diese Widerstände muss man aushalten können. Wichtige Themen waren auch die gesamte Dorfentwicklung mit Kinderhaus, Schule, Markthalle und Dorfhaus, die Ansiedlung von Unternehmen und die Baulandumlegungen für Neubaugebiete und Gewerbeflächen.
Wie fällt Ihr Resümee nach 30 Jahren Gemeinderatszeit aus?
Andrea Balduin-Schober: Es war eine Belastung, gerade als berufstätigte Frau und Mutter von drei Kindern. Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Eltern hätte ich es nicht geschafft. Aber es hat immer Spaß gemacht, gestaltend an der Entwicklung unserer Gemeinde mitwirken zu dürfen. Wir sind immer, auch in sehr emotionalen Diskussionen, sachlich geblieben. Jetzt möchte ich noch die Entwicklung des Areals des Spanplattenwerksgeländes begleiten. Hier sehe ich großes Potenzial, die Finanzkraft der Gemeinde zu stärken. Deshalb habe ich mich nochmals aufstellen lassen.
Michael Jüngling: Wir haben oft um den besten Weg gestritten, aber immer um die Sache, nie persönlich und immer fraktionsübergreifend. Aber jetzt nach 30 Jahren ist es Zeit, Abschied zu nehmen und mein Mandat Jüngeren zu überlassen. Ich bin dankbar, 30 Jahre für die Gemeinde Bischweier gewirkt haben zu dürfen.